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Gebrauchsanweisungen für mich und die anderen

Menschen sind Individuen, keiner ist wie der andere. So kenne/n ich/wir es und trotzdem habe ich mich - vor allem im beruflichen Kontext als Leitungskraft in der Sozialen Arbeit - viele Jahre immer wieder gefragt: Warum ist nicht jeder so wie ich, warum denken, fühlen oder verhalten sich die anderen nicht so wie ich?

Seit 1999 kenne ich das Enneagramm. Über ein Fortbildungsangebot des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge in Frankfurt mit dem Thema "Führen und Leiten" bei Wilfried Reifarth schlich sich im wahrsten Sinne des Wortes das Enneagramm in mein Leben. Als Mensch des Musters SIEBEN kann ich heute sagen: Eine Fortbildungsveranstaltung von vielen, aber irgendwie eine andere. Trotz aller Versuche der Ablenkung, aus dem Kopf wollte das Enneagramm nicht mehr raus. Mustertypisch - was mir damals aber nicht bewusst war, ich hatte mich im Muster ZWEI eingenistet  -  kaufte ich mir Unmassen an Büchern zum Thema. Da standen diese nun in meinem Bücherregal, jeden Tag fielen sie mir ins Auge und irgendwann habe ich angefangen zu lesen. Dies war verbunden mit erschreckendem Staunen, ich habe gegrübelt, den Kopf geschüttelt, angenommen und verworfen, nicht akzeptiert. 2003, mit Beginn der Ausbildung zur Enneagrammlehrerin, kam der notwendige "Umzug" in mein Muster SIEBEN. Ich kam nicht umhin, zu akzeptieren, dass ich alle Facetten dieses Musters bediene. Es ist nicht gerade ein Menü und absolut schwer verdaulich, dahinter zu steigen, was sich hinter dem Daueroptimismus, der dem Muster eigenen Unachtsamkeit, Oberflächlichkeit, der fast manische Hyperaktivität verbirgt. Wenn man dann als Dessert noch seine selbsterhaltende Mustervariante und sein Seelenkind, genannt "Knauserli" serviert bekommt, sind "Magenschmerzen" wohl noch das kleinere Übel. Eine erschreckende und schmerzhafte Erkenntnis, die sowohl Ablehnung als aber auch Interesse in mir weckte.  Ganz langsam, vorsichtig und extrem angstbesetzt habe ich mich an mich selbst herangetastet und eine Gebrauchsanweisung für mich selbst erhalten. Die Fallen meines Musters lauern jeden Tag  hinter jeder Ecke und es bleibt nicht aus, mit voller Wucht in diese zu tappen. Heute aber erkenne ich sie, nehme sie wahr (immer öfter). Das Bemühen um die Entscheidung für etwas Bestimmtes gegen viele Möglichkeiten, um Weniger ist mehr, um Rücksichtnahme und ja zur Pflicht ist ein harter Kampf, aber es lohnt sich.

Die anderen sind anders. Es gibt noch acht andere Muster. Insgesamt neunfach ist die Welt. Neunfach kann sie im familiären Kontext sein, neunfach im Freundes- und Bekanntenkreis. Neunfach ist die Welt auch im beruflichen Alltag.

Jeder Vorgesetzte ist deshalb gut beraten, stets die Wirkung seines Verhaltens zu bedenken und diese Wirkung bewusst zu steuern, um negative Folgen nicht nur zu vermeiden, sondern die Mitarbeiter für sich zu gewinnen.Wolf/Draft: Leiten und Führen in der öffentlichen Verwaltung. Ein Handbuch für die Praxis. München 1999, S. 76

Zu berücksichtigen ist in der Menschenführung, dass wir es bei unseren Mitarbeitern mit unterschiedlichen Menschentypen zu tun haben, die wegen differenzierter Verhaltensweisen einer ebenso unterschiedlichen Behandlung durch den Vorgesetzten bedürfen. Deshalb muss jeder Vorgesetzte je nach Situation und Person das optimale Führungsverhalten selbst entwickeln und anwenden.ebd. S. 81

Im Verlauf meiner bislang fast 40-jährigen beruflichen Tätigkeit ist mir nichts über den Weg gelaufen, was greifbarer, fassbarer, nachvollziehbarer und wirksamer im Zusammenhang mit Mitarbeiterführung war, als das Enneagramm. Das Wissen über mein Muster, meine Selbsteinschätzung und Selbsterkenntnis haben mir hinsichtlich meiner Führungsaufgaben viele Türen geöffnet. Dies und das Wissen um die Anderheit der Anderen ermöglichen mir ein anderes, ein wirkliches Interesse  an meinen Mitarbeitern, am konkreten Menschen. Es kommt immer wieder vor, dass meine selbstkritischen, teilweise selbstironischen Äußerungen, wenn ich mal wieder in die Fallen meines Musters getappt bin, bei Mitarbeitern und anderen Menschen im beruflichen Alltag Erstaunen, auch Unverständnis, aber häufig auch Neugier ausgelöst haben und auslösen. Ganz unterschiedliche, aber in den meisten Fällen positive Reaktionen löst die Frage an mein Gegenüber aus: "Wer sind Sie? Geben sie mir bitte eine Gebrauchsanweisung für Sie als Mensch!"

Untrennbar verbunden mit dem Enneagramm sind für mich Martin Bubers Dialog-Philosophie, die 12 Schritte der AA und die Standards der International Enneagram Association (IEA). Die Begegnung mit diesen, tief miteinander verbundenen, sich ergänzenden Erkenntniszugängen hat vieles in meinem Leben verändert. Mein ganz besonderes Bemühen um Entwicklung konzentriert sich darauf, im Hier und Jetzt zu leben, gegenwärtig, präsent, konzentriert und vor allem achtsam zu sein.

Das Gewahrsein, dass die Wirklichkeit als eine Folge von Momenten existiert, von denen jeder als "Gegenwart" erfahren wird, und dass man die ständige Entfaltung des Kosmos nur erfahren kann, indem man in dieser Gegenwart lebt. Nur durch das Arbeiten in der Gegenwart kann man wirkliche Arbeit verrichten und echte Resultate erzielen.ICHAZO 1972

An alle Leser:

Wenn Sie sich darauf eingelassen haben meinen und die Erfahrungsberichte meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu lesen, sind Sie eigentlich schon mittendrin. Es wird Sie nicht wieder loslassen, das Enneagramm.

Lassen Sie sich auf das "Abenteuer" ein, sich selbst zu beobachten, sich selbst zu erkennen und tauchen Sie ein in die neunfachen Grundeinstellungen zum Leben. Alles damit Verbundene ist eine wunderbare, einzigartige Bereicherung für Ihres und das Leben der anderen.

Katharina

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